Wie im vorhergehenden Artikel aufgezeigt, sind die Trocknungs- und Aufheizabläufe sehr wichtig, um die chemischen Vorgänge im Estrich kontrolliert ablaufen zu lassen. Werden diese nicht eingehalten, kann es zu unvorhersehbaren Folgen und Schäden kommen. Einige häufiger vorkommende Probleme, wollen wir hier anreißen, damit Sie wissen, wie Sie diese vermeiden können.
Der Estrich ist eine Mischung aus unterschiedlichen Träger-, Binde- und Beistoffen. Ein Bestandteil ist der Zement. Dieser sorgt für die nötige Kohäsion (Bindung) der einzelnen Bestandteile. Wird das Abbinden gestört, kann es zu sogenannten Absandungen kommen. Oft ist dies schon an der Oberfläche zu sehen. Die Härte ist nicht gegeben und der Estrich kann leicht abgekratzt werden oder fällt gar auseinander. Unter Umständen halt der Estrich den an ihn gestellten Anforderungen nicht stand. Es bedarf einer Begutachtung durch einen fachkundigen Meisterbetrieb.
Konvexe Aufschüsselung: Hierbei kommt es zu einer Erhebung der Ränder. Dies wird, wie Absandungen, oft durch zu schnelles Austrocknen des Estrichs verursacht. Auch hierbei kann es zu gravierenden Rissbildungen kommen. Naturgemäß wird oft für eine möglichst schnelle Trocknung gesorgt, um das Voranschreiten eines Bauvorhabens zu beschleunigen. Wird in diesem Stadium nun ein Bodenbelag aufgebracht, kann dies fatale Folgen haben. Es bleibt nämlich in der Regel nicht bei der Aufschüsselung. Die Verformung geht zurück oder überkompensiert sogar. Die Folge sind Risse im Belag oder ein Bruch des Estrichs.
Konkave Abschüsselung: Wird der Estrich zu früh belegt, befindet sich noch ein zu hoher Feuchtigkeitswert darin. Es kommt zur Abschüsselung. Die Ränder biegen sich also nach unten. Dies kann auch als Folge einer zunächst konvexen Aufschlüsselung im Rahmen einer Überkompensation passieren. Durch die Bewegungen kommt es zu Spannungsrissen, die unter Umständen auch bereits aufgebrachte Beläge beschädigen können. Insgesamt betrachtet kann man durch richtiges Aufheizen und eine angebrachte Wartezeit enorm viele Probleme verhindern. Das Objekt wenige Tage früher nutzen zu können, lohnt die Risiken meist nicht.
Die Folge der Auf- und anschließenden Abschüsselung ist wie bereits geschildert besonders gravierend, wenn Bodenbeläge aufgebracht wurden. Insbesondere harte Beläge, wie Fliesen, Laminat oder Parkett zeigen dann möglicherweise Risse oder deutlich sichtbare Abstände an den Fugen der Sockelleisten. Diese können auch mehrere Zentimeter betragen, variieren jedoch je nach Raumgröße, Feuchtigkeitsdifferenz und Trockungsgeschwindigkeit. Die Skizze verdeutlicht, wo sich der Rand des aufgeschüsselten Estrichs befand. Nachdem sich dieser zurück-verformt hat, entsteht insbesondere am Sockel ein unschöner Spalt.
Jeder Estrich, jeder Boden, jede Baustelle ist individuell und muss gesondert betrachtet werden. Die gesetzlichen Vorgaben sehen daher vor Belegung eine erneute Prüfung durch den Bodenleger vor. Dabei wurde eine Feuchtigkeitsmessung verbindlich vorgeschrieben. Durch eine sogenannte CM-Feuchtigkeitsmessung (CM steht für Calciumcarbid-Messgerät) muss der Bodenleger kontrollieren, ob die vorgesehene Höchstfeuchte erreicht bzw. unterschritten wird. Die Messung ist unter normierten Bedingungen vorzunehmen und liefert sehr genaue Messwerte.
Die vorgesehenen Restfeuchtewerte liegen bei maximal 2% bei Zementestrich sowie 0,5% bei Anydritestrich.
Ein interessanter Link zum Thema: YouTube-Video zur CM-Feuchtigkeitsmessung